Die Religionspolitik des Kaisers Claudius und die paulinische Mission
Die politische Geschichte des Römischen Reiches und die Geschichte des Urchristentums berühren sich in den bekannten Quellen nur an wenigen Punkten. Einer dieser Punkte ist das Claudiusedikt, mit dem Juden und Judenchristen aus Rom vertrieben wurden (Sueton, Claud. 25,4 und Apg 18,2).Fasst man Geschichte nicht nur als Ereignis-, sondern auch als Strukturgeschichte auf, so geben die Tendenzen der Religionspolitik des Kaisers Claudius der paulinischen Mission insgesamt die Rahmenbedingungen vor. Im vorliegenden Buch zeichnet D.A. Cineira die Geschichte der Berührungspunkte von paulinischer Mission und römischer Religionspolitk nach. Zugleich eröffnet seine Studie neue Perspektiven zum damaligen Verhältnis von Juden, Judenchristen und Christen. Denn jüdischen Gemeinden, in denen christlich gepredigt wurde, erwiesen sich als Unruhefaktoren im römischen Herrschaftsgebiet. Auf die daraus resultierende Bedrohung durch staatliche Eingriffe (z.B. durch das Claudiusedikt) reagierten sie in zweifacher Weise: Entweder distanzierten sie sich von den christlichen Unruhestiftern und denunzierten sie gar bei den staatlichen Behörden, oder aber sie versuchten die Konflikte mit den Christen dadurch zu vermeiden, dass sie diese zur Annahme der Speisegebote und der Beschneidung als der jüdischen Identitätszeichen ermunterten (eine derartige antipaulinische judaistische Gegenmission ist in Galatien, spatter in Phil 3 und Röm 16 greifbar).
Publicado en: Freiburg (Herder Verlag)
Año de publicación: 1999